
Die Stubenreinheit
Ist ein Welpe bei Dir eingezogen, hast Du bestimmt viele Pläne und Vorstellungen davon, was er alles einmal können soll. Und zu den ersten größeren Projekten zählt mit Sicherheit die Stubenreinheit.
Bei einigen Hunden geht das ganz schnell und fast wie von selbst, andere tun sich dabei etwas schwer und oft liest man in den sozialen Medien Beiträgen von Leuten, die schon recht verzweifelt sind, weil es nicht so recht klappen will.
Häufig kommt es zum Beispiel vor, dass die Leute lange mit ihren Welpen spazieren gehen und der Hund sich trotzdem erst dann löst, wenn er endlich wieder zu Hause ist. Warum das so ist, erfährst Du im ersten Teil dieses Beitrags.
Im zweiten Teil liest Du, wie Du Deinem Hund die Stubenreinheit beibringen kannst. Das ist eigentlich ganz einfach, erfordert aber trotzdem Zeit und Geduld.
Am Ende verrate ich Dir noch, wie eine zusammengerollte Zeitung ein gutes Mittel ist, um Deinen Hund zur Stubenreinheit zu erziehen.
Warum sich Dein Hund erst zu Hause löst
Stundenlang bist Du mit Deinem Hund draußen gewesen und er hat nichts gemacht. Aber kaum kommt ihr nach Hause, macht er einen riesigen See in Dein Wohnzimmer. Das passiert nicht einmal, sondern immer wieder und langsam fühlst Du Dich von ihm gemobbt.
Wenn Du die Sache aus Sicht Deines Hundes betrachtest, macht die Sache aber Sinn:
Dein wird beim Züchter geboren und wächst dort auf zwischen seinen Geschwistern, älteren Hunden, der Züchterfamilie und hat keinen Grund dafür daran zu zweifeln, dass sich an seiner Situation irgendetwas ändern wird. Aber plötzlich kommst Du, nimmst ihn auf den Arm, setzt ihn im Auto in eine Box oder auf den Schoß und trennst ihn von allem, was er bisher kannte und für selbstverständlich hielt.
Eigentlich hätte er jetzt allen Grund dafür, in Panik zu geraten, denn sein Instinkt sagt ihm, dass ein Tierkind, dass den Anschluss verloren hat, in höchster Lebensgefahr ist. Er wird verhungern, wenn er nicht vorher von einem Raubtier erwischt wird. Letzteres sorgt dafür, dass er nicht in Panik gerät und vor Angst schreit, denn wer am lautesten schreit wird als erstes gefressen. Also bleibt er zumindest relativ ruhig und macht das einzig Richtige: Er versucht so schnell wie möglich, wieder Anschluss zu finden. Deshalb ist er Dir gegenüber von Anfang an sehr anhänglich und zutraulich. Er weiß, dass er Dich nicht auch noch verlieren darf. Außerdem hat er schon gelernt, dass Menschen freundliche Wesen sind, bei denen er sich wohl fühlen kann.
Zu Hause angekommen, soll er natürlich sein Geschäft gleich draußen machen, also gehst Du spazieren.
Aber für einen Hund ist es eigentlich unnormal, grundlos spazieren zu gehen und sich dabei das Revier mit vielen anderen Hunden aus fremden Artgenossen zu teilen. Das muss er erst lernen.
Sein Instinkt sagt ihm, dass ein kleiner Welpe im Lager zu bleiben hat, weil es draußen gefährlich ist. |
Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass viele Welpen nicht gern spazieren gehen.
Da muss nicht einmal ein Wolf kommen, für einen kleinen Welpen reicht ein Fuchs oder ein Greifvogel oder eben ein fremder Hund. Keine Hunde- oder Wolfsmutter würde auf die Idee kommen, ihre kleinen Welpen auf einen Streifzug durch das Revier mitzunehmen und erst recht nicht würde sie dabei durch das Revier anderer streifen.
Du aber machst genau das. Und dass Ihr Euch im fremden Revier bewegt, beweisen jede Menge Markierungen anderer Hunde. Dein Welpe muss erst lernen, dass in seinem Leben Regeln herrschen, die seinen Instinkten widersprechen, dass fremde Hunde für ihn normalerweise keine Bedrohung sind und dass der Spaziergang Spaß macht. Bis er das gelernt hat, ist er auf der Hut. Und er wäre ganz schön doof, wenn er die Fremden, die ihm gefährlich werden könnten, durch seine Duftmarken auf seine Anwesenheit aufmerksam machen würde, oder?
Aus diesem Grund vermeidet er es, sich unterwegs zu lösen und so Markierungen zu hinterlassen und löst sich lieber erst in einer sicheren Umgebung: Deinem Wohnzimmer.
Es entspricht also zwar Deinem Wunsch, möglichst schnell mit Deinem Hund spazieren zu gehen. Deinem Welpen kommt es aber durchaus gelegen, wenn Du Dir damit etwas Zeit lässt.
Übrigens: Wenn Dein neuer Hund schon erwachsen ist und Du ihn aus dem Tierschutz bekommen hast, dann kann es sein, dass Du genau dasselbe Problem mit ihm hast. Er mag sich draußen noch nicht lösen, weil er sich noch nicht sicher genug fühlt. Ihm fehlt noch das Vertrauen in Dich, in sich selbst und seine neue Umgebung. Die Erziehung zur Stubenreinheit macht keinen Unterschied was das Hundealter angeht, sie funktioniert bei diesen Hunden also auch.
Stubenreinheit
Das Welpenklo
Natürlich möchtest Du nicht, dass Dein Hund sich im Haus löst, bis er sich draußen sicherer fühlt. Du kannst es Deinem Hund leichter machen, sich draußen zu lösen, indem Du ihm eine Toilette anbietest.
Dafür kannst Du eine kleine Ecke in Deinem Garten zum Beispiel mit Rindenmulch anlegen. Dorthin bringst Du Deinen Welpen, wenn er sich lösen soll. Er findet da keine Markierungen fremder Hunde und sobald er sich da gelöst hat, animiert ihn der Geruch beim nächsten Mal. Hast Du keinen Garten, kannst Du auch den Grünstreifen vor Deinem Haus oder eine andere Ecke nehmen, die Du schnell erreichen kannst und in der er normalerweise ungestört ist – für meine Hunde ist es ein Straßenbaum vor dem Haus in der 30er-Zone.
Dass Du die Häufchen dort sofort einsammelst, ist wohl selbstverständlich.
Lösen auf Kommando
Löst sich Dein Welpe draußen, gibst Du ihm ein Signal (bei meinen Hunden ist es „geh Pipi machen“). Sobald er erledigt hat, was zu erledigen war, wird er dafür gelobt. So lernt er erstens, dass er sich dort lösen darf wo er es gerade getan hat und zweitens verknüpft er das Signal mit dem Geschäft. Nach einiger Zeit hast Du dann den Vorteil, dass Du Deinem Hund sagen kannst, dass er sich jetzt lösen soll. Das ist sehr praktisch, wenn Du zum Beispiel mal keine Zeit für einen langen Spaziergang hast.
Keine Gelegenheit für Missetaten
Versuche, Deinem Welpen so wenig Gelegenheiten wie möglich zu geben, sich im Haus zu lösen.
Das bedeutet, dass Du ihn
- Nach jedem Aufwachen
- Nach jedem Spielen
- Nach jedem Fressen
- Nach jeder aufregenden Situation
- Und zwischendurch spätestens alle zwei Stunden (zur Not auch jede Stunde)
auf seine Toilette bringst. Das ist sehr viel Arbeit, aber sie wird sich auszahlen!
Du siehst, so eine Hundetoilette ist Gold wert – denn wer hat schon Zeit, so oft eine Runde spazieren zu gehen?
Hund beobachten
Versuche, Deinen Hund so gut wie möglich kennen zu lernen. Jedem Hund kann man ansehen, dass er sich lösen muss. Nur sind die Anzeichen bei einigen Hunden nur mit guter Beobachtung zu erkennen. Anzeichen dafür können zum Beispiel sein: Winseln, am Boden schnüffeln, sich im Kreis drehen, Unruhe, zittern, plötzliches Verlassen des Körbchens. Die Anzeichen sind aber so individuell wie der Hund selbst. Finde heraus, was Dein Hund tut!
Erkennst Du die Vorzeichen, kannst Du Deinen Hund schnell nach draußen bringen.
Hundebox
Beim Thema Hundebox scheiden sich die Geister. Es gibt Leute, denen sie nie ins Haus käme und andere, die darauf schwören.
Meine Hunde gewöhne ich gleich nach ihrem Einzug an die Box. Jeder hat im Schlafzimmer eine stehen, die immer offen ist. Die Box eines Welpen schließe ich aber in der Nacht. Denn sein eigenes Lager beschmutzt der Welpe nicht gern. Sollte er in der Nacht doch einmal müssen, wird er sich bemerkbar machen und ich kann ihn nach draußen bringen.
Das ist allerdings nur selten notwendig: Ich lasse den Welpen um Mitternacht nach draußen, stelle mir den Wecker in der ersten Woche auf 3 Uhr, lasse ihn dann einmal auf seine Toilette und dann schläft er weiter bis 6 Uhr, wenn ich eh aufstehen muss. Spätestens nach einer Woche kann ich mir den 3-Uhr-Wecker sparen, der Welpe schläft durch. Da der Tag sehr spannend ist, ist der Hund entsprechend müde und die reizarme Box fördert das Durchschlafen.
Ruhe bewahren
Findest Du die Hinterlassenschaften Deines Hundes im Haus, bleibt Dir nichts anderes übrig, als sie zu entfernen, so gründlich wie möglich, damit der Geruch nicht erneut dazu einlädt, sich zu lösen. Selbst wenn Du böse sein solltest, hilft nur die unten beschriebene Strafe mit der Zeitung. Alles andere ist vollkommen wirkungslos.
In flagranti erwischt?
Wenn Du Deinen Hund dabei erwischst, wie er sich im Haus löst, kannst Du sein Tun mit einem strengen „Nein“ kommentieren. Alle anderen Strafen wie lautes Schimpfen, bewerfen mit Gegenständen oder gar das Stoßen seiner Nase in die Hinterlassenschaften, haben nicht die gewünschte Wirkung. Sie erschrecken höchstens Deinen Hund und schaden dem gerade aufgebaute Vertrauen. Du kannst ihn nur schnell auf den Arm nehmen, zu seiner Toilette tragen und hoffen, dass er dort sein Geschäft vollendet, damit Du das Lösen am richtigen Ort noch ordentlich loben kannst. Bist Du trotzdem noch böse auf ihn, kannst Du hinterher noch die Strafe mit der Zeitung anwenden.
Die Strafe mit der Zeitungsrolle
Es gibt nur diese eine Strafe, die Du bei der Erziehung zur Stubenreinheit jederzeit anwenden kannst. |
Dafür brauchst Du nur eine anständige Tageszeitung.
Die rollst Du zusammen, sodass sie stabil genug ist, um damit zu schlagen. Sie wird aber keine Verletzungen verursachen. Diese Rolle musst Du immer griffbereit haben.
Wenn Dein Hund sich im Haus gelöst hat, dann nimmst Du die Zeitungsrolle und schlägst sie mehrmals kräftig gegen Deinen eigenen Kopf. Dabei sagst Du: „Ich habe auf meinen Welpen nicht richtig aufgepasst!“
Bitte achte darauf, dass Du mit der Zeitung immer nur Dich und auf keinen Fall jemals Deinen Hund triffst!
Er würde das nicht verstehen und Du würdest sein Vertrauen zerstören.
Quellenangabe: Das Foto in diesem Beitrag stammt von Pixabay.

