
Das Tollwutrisiko in Deutschland
Aus aktuellem Anlass geht es in unserem heutigen Beitrag um die ausnahmslos tödlich verlaufende Viruserkrankung Tollwut beim Hund, die als Zoonose auch auf den Menschen übertragbar ist. Es soll in diesem Beitrag nicht ausschließlich um medizinische Fakten gehen. Vielmehr möchte ich zur Diskussion und Überlegung anregen, ob eine Impfempfehlung für Hunde in Deutschland wieder sinnvoll wird. Abgesehen davon, kann natürlich jeder Hundehalter selbst entscheiden, ob er seinen Hund gegen Tollwut impfen lässt. Die aktuellen Geschehnisse geben Anlass, sich intensiv darüber Gedanken zu machen.
Seit September 2008 galt Deutschland offiziell als Tollwutfrei.
Am 16.09.2021 bestätigte die Bremer Behörde dann einen Fall von Tollwut bei einem vermutlich aus Südosteuropa illegal eingeführten Hundewelpen. Quelle: Weser Kurier
Nachdem der Schnelltest positiv ausfiel wurde das Virus jetzt auch im Labor bestätigt. Der Welpe ist mittlerweile daran verstorben. Doch hatte er in der Zeit zu einigen Menschen schon Kontakt. Angeblich kann der Kontakt zu anderen Hunden ausgeschlossen werden.
Was ist Tollwut?
Kurz gefasst ist Tollwut eine auf Menschen übertragbare Viruserkrankung, die ausnahmslos tödlich endet. Tollwut ist in weiten Teilen der Welt verbreitet. Zu 95 % stammen die gemeldeten Fälle aus Afrika und Asien. In den meisten Fällen wird das Virus von Hunden auf Menschen übertragen. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung ist mit 5 Tagen bis zu mehreren Jahren sehr unterschiedlich. Die Viren werden über den Speichel ausgeschieden und durch einen Biss dann übertragen.
Laut der Ständigen Impfkommision Veterinärmedizin (StIko Vet) ist eine flächendeckende Impfung von Hunden gegen Tollwut in Deutschland nicht mehr erforderlich.
Dieser Gedanke sollte vielleicht nach dem letzten Jahr neu überdacht werden.
Ich habe bis zu diesem Monat hauptberuflich in einem Tierheim gearbeitet. Vor einem Jahr, eigentlich mit dem ersten Corona-Lockdown, stieg die Zahl der illegal eingeführten Welpen rapide an. Die letzten Monate sah ich viele sehr junge, an Parvovirose erkrankte Welpen elendig sterben oder hart um ihr Leben kämpfend, an Infusionen hängend nach ihrer Hundemutter weinen. Und es riss einfach nicht ab. Trotz deutschlandweiter Aufklärung und vielen Beiträgen tauchten Woche für Woche neue, kranke, illegal eingeführte Welpen im Tierheim auf und mussten dann dort für Wochen in Quarantäne.
Denn: Diese Welpen waren viel zu jung, um wie vorgeschrieben tollwutgeimpft nach Deutschland eingeführt werden zu dürfen. Um nach Deutschland eingeführt werden zu dürfen, muss die Tollwutimpfung innerhalb der EU mindestens 21 Tage her sein. Ein Welpe darf erst mit 3 Monaten die Tollwutimpfung erhalten.
Bei jedem dieser illegal eingeführten Welpen bestand daher auch immer das Risiko einer Tollwutinfektion und einer Ansteckung der ihn nun versorgenden Menschen. Mit diesem Welpenhandel wird also nicht nur das Leben der Hunde gefährdet, sondern auch das Leben der Menschen.
Mir persönlich wurde mit Beginn meiner Arbeit im Tierheim gleich die Übernahme der Impfkosten angeboten und es war für mich selbstverständlich, dieses Impfangebot anzunehmen.
Nach dem in Bremen nun nachgewiesenen Tollwutfall bei dem Welpen mussten 41 Menschen notgeimpft werden!!! Dazu zählten die Welpenbesitzer und alle Menschen, die während der Zeit Kontakt zu dem Welpen hatten. Darunter auch viele Tierklinikmitarbeiter. Denn schon bei einem kleinen bestehenden Hautdefekt kann es durch das Lecken des Hundes über diesen Hautdefekt zu einer Übertragung der Viren kommen.
Auch wenn Kontaktpersonen schon gegen Tollwut geimpft sind, ist nach einem Kontakt mit einem infektiösen Tier eine Auffrischung der Impfung unmittelbar erforderlich.
Ist es sinnvoll meinen Hund gegen Tollwut zu impfen, auch wenn ich nicht mit ihm ins Ausland reisen möchte?
Genau diese Frage sollten wir uns jetzt stellen.
Viele Hund sind auch ohne geplante Auslandsreise in Deutschland geimpft. Meist ist eine Impfung in Hundevereinen und zu Prüfungen auch Voraussetzung. Aber es gibt auch noch viele Hunde, die eben diesen Impfschutz nicht haben.
Ich stelle mir vor, ein unter Umständen infizierter Welpe, der illegal eingeführt wurde, zieht in seine neue Familie. Diese meldet ihn direkt zur Welpenschule an, denn er soll ja gut sozialisiert werden und Hundekontakte haben. Wie in vielen Welpenstunden üblich toben und raufen die Welpen miteinander. Selbstverständlich kommt es da auch gerade aufgrund der spitzen Welpenzähne mal zu kleinsten Verletzungen der Haut. Und schon ist das Kind in den Brunnen gefallen. Eine Ansteckung auf diesem Weg ist möglich.
Aber es sind nicht nur Welpen gefährdet. Jeder Hund kann auf seinem Spaziergang in Kontakt mit einem anderen Hund kommen, der vielleicht auch nicht legal die Grenzen überquert hat, ungeimpft ist und Überträger sein kann.
Und selbst wenn ich meinen Hund an der Leine führe und keinen Hundekontakt wünsche, kennen wir doch alle die „Tutnixe“, die nur mal Hallo sagen wollen.
Seit dem dieser ausgeuferte Welpenhandel boomt, sehe ich ein Risiko für unsere Hunde. Doch wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Denn mit einer Impfung gegen Tollwut können wir unsere Hunde schützen. (Ich gehe jetzt davon aus, dass die Hunde sowieso die empfohlenen Impfungen gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis contagiosa canis und Zwingerhusten haben).
Eine Tollwutimpfung kann ein Hund mit 12 Wochen erhalten. Ein Jahr später sollte diese aufgefrischt werden. Je nach Herstellangabe des Impfstoffes erfolgen weitere Impfungen im Abstand von 2-3 Jahren.
Quellenangabe: Das Foto zu diesem Beitrag stammt von mirkosajkov auf Pixabay.


Ein Kommentar
Dietrich Schneider
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Tollwut. Gut zu wissen, dass Tollwut ausnahmslos tödliche endet. Ich werede mich vor der Impfung für mein Tier einmal beraten lassen.