
Pubertät – jetzt heißt es durchhalten!
Erst in den letzten 2 Wochen fielen mir in den sozialen Medien wieder viele Abgabehunde auf, die sich altersmäßig mitten in der Pubertät befanden. Im Bekanntenkreis hörte ich parallel dazu die Sätze „ich habe Angst mit meinem Hund überfordert zu sein“ und „als er heute morgen aufwachte war er plötzlich wieder Welpe“. Die Pubertät ist für jeden Hundehalter eine Herausforderung.
Bei meinen eigenen Hunden lief die Pubertät eher phasenweise ab. Es gab Wochen, in denen meine Hunde sehr aufmerksam und lernbereit waren, und Wochen in denen ich am verzweifeln war. Es ist also ein auf und ab. Hat der Hund gestern noch perfekt auf den Rückruf gehört und ist vorbildlich an der Leine gelaufen, scheint er auf einmal alles erlernte wieder vergessen zu haben.
Die Pubertät beginnt nach der Welpenzeit ungefähr mit dem Zahnwechsel des Hundes. Mit ca. 2-3 Jahren ist der Hund dann aus dieser Entwicklungsphase raus und damit Erwachsen. Bei größeren Hunderassen kann die Zeit des Heranwachsens länger dauern als bei kleinen Hunderassen.
Körperliche Veränderungen
Die Geschlechtshormone fangen nun langsam an zu arbeiten und im Gehirn wird einiges umgebaut, was auf das Verhalten des Hundes Einfluss nimmt. Das Gehirn gleicht in dieser Zeit einer Art Baustelle.
Als kleines Beispiel: Die Amygdala, die im Gehirn die Wahrnehmungen und Reaktionen steuert, reagiert empfindlicher auf Außenreize. Daher könne Reaktionen des Hundes auf Reize extremer ausfallen.
In der Großhirnrinde werden Synapsen abgebaut, was dazu führt dass Dein Hund auch mal vergessen kann was er mal gelernt hat.
Biophysiologisch möchte ich aber gar nicht auf alle Veränderungen im Gehirn eingehen. Es gibt noch viele weitere Umbaumaßnahmen in dieser Lebensphase.
Jetzt heißt es durchhalten!
Ich möchte Dir damit nur aufzeigen, dass auch Dein Hund eine schwierige Zeit durchmacht und alle Veränderungen und neuen Reize verarbeiten muss. Nun müsst Ihr zusammen halten. Dein Hund braucht Dich als klaren, strukturierten und vor allem konsequenten Hundeführer. Das gibt Deinem Hund Sicherheit in dieser Phase. Er benötigt Verständnis genauso wie klare Grenzen.
Die Pubertät darf keine Ausrede für unerzogenes Verhalten werden. Denn Du als Hundeführer bist dafür verantwortlich, dass Dein Hund dennoch möglichst wenig unerzogenes Verhalten zeigen kann und damit nicht lernt, dass es keine Grenzen für ihn gibt.
Stell Dir vor, Du bist zwischen Wald und Wiesen mit Deinem Hund unterwegs. Bis letzte Woche ist er immer in Deiner Nähe geblieben und war für Dich ansprechbar. Nun entfernt er sich immer weiter und Dein Rufen wird gänzlich ignoriert. Es taucht in der Entfernung ein andere Hund auf und Dein Hund läuft spaßig dorthin und macht Spielauforderungen. Das bedeutet, sein Verhalten hat er auch noch selbst belohnt. Es ist also an Dir, Deinen Hund in dieser Phase an einer Leine/Schleppleine zu führen, damit er gar nicht erst in so eine Situation kommen kann.
Ich weiß selbst, dass so eine Schleppleine wirklich nervig sein kann und der Hund in dieser Lebensphase einen oft zur Weißglut bringt. Aber da müssen wir durch. Wir haben uns für ein Lebewesen entschieden, zu dessen Entwicklung diese Phasen gehören.
Du darfst aber auch nicht an Deiner Kompetenz zweifeln. Wenn Dein Hund das Kommando Platz schon berherrscht hat und es plötzlich in Vergesssenheit geraten ist, liegt es nicht daran, wie Du ihm das Kommando beigebracht hast. Es liegt nicht an Dir und Dein Hund will Dich nicht bewusst ärgern. Er kann einfach gerade nicht anders.
Nun solltest Du nur aufpassen, dass Dein Hund nicht lernt, dass er das Kommando nicht durchführen muss. Fange einfach noch mal geduldig von vorne an, bis Dein Hund diese Übung wieder beherrscht.
Besonders bei Übungen die nicht regelmäßig wiederholt werden und schon länger zurück liegen, kann das Signalwort einfach vergessen werden.
Wenn Du selber merkst, dass Dein Hund gerade nicht aufnahmefähig ist, tue Euch den Gefallen und verlange ihm nichts ab, was er aktuell nicht leisten kann. Das führt auf beiden Seiten nur zu Frust.
Während der Pubertät sind Hunde stressanfälliger und können plötzlich ängstlich reagieren. So kann es zum Beispiel passieren, dass Dein Hund wieder Angst vor dem alleine bleiben hat. Gib ihm Sicherheit und baue das alleine bleiben wieder langsam auf.
Halte Dir immer vor Augen, dass diese Lebensphase auch vorbei geht und Du dann die Früchte ernten kannst, die Du gesäht hast.

